Donnerstag, 12. November 2015

Zeit ohne Handy.

Ich halte mich eigentlich für einen relativ freien, unabhängigen Menschen, vor allem, was meinen Alltag und mein tagtägliches Verhalten angeht.
Und wenn mir dann mit dem Zaunpfahl geradezu ins Gesicht geschlagen wird, dass ich das wohl doch nicht sooo sehr bin, wie ich gern wäre, dann nervt mich das echt ein wenig.
Der Anlass: Ich habe vorgestern mein blödes Handy bei meinem Freund vergessen.
Ich merkte es schon auf dem Weg im Auto, wir hatten aber keine Zeit mehr, umzukehren und es zu holen. Also dachte ich mir, zwei Tage ohne Handy werden schon nicht so schlimm werden.
Und ich begann gleichzeitig, meinem Freund eine To-Do-Liste zu diktieren. A la: Schreib meinen Eltern, ich komm nach der Arbeit zu skype, schau nochmal nach diesem und jenem, melde dich selbst bitte heut Abend bei skype, wann kannst du denn, usw.
Nervig. Aber ich dachte, damit hat es sich dann, und freute mich fast darüber, mal auszuprobieren, wie es ist, zwei Tage nicht erreichbar zu sein.
Nun ja. Das war aber erst der Anfang. Das fiel mir schon in der U-Bahn auf.
Mal kurz schauen, wie spät es ist? Nichts da. Armbanduhr? Hab ich schon seit Jahren nicht mehr.
Mal kurz ein bissi Zeit überbrücken? Ich hab ja noch mein Buch eingesteckt. Hmpf.
Schnell mal Sonnenuntergang fotografieren aus dem U-Bahnfenster? Klar, Kamera ist.... zu Hause.
Welches Datum war noch heute gleich?
Und hab ich mir eingetragen, wann dies eine Konzert ist, für das ich noch Karten.... keine Ahnung.
Und überhaupt...wo muss ich noch gleich lang? Maps wär jetzt super....
NERV!
Auf der Arbeit war ich dann viel zu früh, weil ich mich nicht getraut hab, noch einen Abstecher zu machen, weil ich nicht wusste, wie spät es ist.
Aber das Beste kam Abends: Ich stellte fest, dass ich eigentlich keine Möglichkeit habe, am nächsten Morgen pünkzlich aufzuwachen, weil ich keine Wecker besitze! Ich hab mich dann ins Zimmer meiner Mitbewohnerin geschlichen und ihren geborgt, sie ist eh grad unterwegs kam erst wieder, als ich mein Handy schon wiederhatte^^
Und so ging es die ganze Zeit ununterbrochen weiter.
Wie ein Suchti, der die ganze Zeit an den nächsten Schuss denkt.
Schrecklich.
Ich glaub, ich werd in nächster Zeit mal ein bissi an meiner Unabhängigkeit arbeiten.

3 Kommentare:

  1. So kanns gehen ☺schön das Du es wieder hast. Rai man

    AntwortenLöschen
  2. Oh ja, ich habe meine BA über Smartphone-Verzicht und die Auswirkungen beschrieben (inkl. Selbstversuch^^). Ich kann das genau so unterschreiben! Man fühlt sich von so vielen sozialen Kontakten abgeschnitten auf der einen Seite, aber auf der anderen fehlen vor allem diese kleinen Kurz-mal-eben-Alltagshelferchen. Es ist so eine Mischung aus Suchti und vor allem Gewohnheit würde ich sagen. Und Bequemlichkeit. Seit der BA war ich - obwohl man sich im Testzeitraum ein bisschen entwöhnt hatte - nie wieder tagelang ohne unterwegs. Ups...

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Das ist ja auch ein spannendes Thema für eine Abschlussarbeit.Ich hab mich schon sehr gewundert, wie unverzichtbar das Teil geworden ist, schließlich kann ich mich noch (dunkel^^) an eine Zeit erinnern, als noch keiner ein Handy hatte... Aber ja, man gewöhnt sich unglaublich schnell dran. Und ich kann mir gut vorstellen, dass du den Selbstversuch danach nicht wiederholt hast :D

      Löschen